Eine angesehene Familie by Heinz G. Konsalik

Eine angesehene Familie by Heinz G. Konsalik

Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-29T04:00:00+00:00


Bettina verließ die Wohnung, fuhr zu Bieringer, der in den Ausstellungsräumen seiner Galerie viel Wind machte und die Anstreicher beschimpfte, weil sie seiner Meinung nach für die beweglichen Wände ein zu starkes Gelb genommen hatten. Von seinem Apparat rief Bettina sofort der Reihe nach die ihr bekannten Adressen an. Wie erwartet meldete sich niemand. Von dem Bürohaus in der Innenstadt hatte sie keine Ahnung.

Dort saß Petrescu um diese Zeit, sah die Post durch, rief einen Vertrauensmann in der Schweiz an, der verschlüsselt die Geldeingänge auf den verschiedenen Konten durchgab, empfing dann einige sehr exotisch wirkende Besucher – Malaien, Indonesier, Halbchinesen, Japaner und einen Mestizen aus Venezuela – und wickelte Geschäfte ab, über die keinerlei Notizen angefertigt wurden. Verträge ohne schriftliche Fixierung. In den beiden Büros nebenan allerdings klapperten die Schreibmaschinen. Dort wurde über den Import von Hemden aus Hongkong, Spielzeug aus Taiwan und Schnitzereien aus Indonesien verhandelt. Ein Sachbearbeiter hatte diese Sparte übernommen, die Petrescus Firma auch den Namen gab: Internationaler Geschenkartikel-Service. Ein hervorragendes Geschäft – von der Elefantenbrücke bis zur bunten hölzernen Kinderrassel. Petrescu importierte alles, was die Wohlstandsgesellschaft zur Ausgestaltung ihrer Heime brauchte. Sogar Hanse-Koggen waren dabei, bis ins Detail genau als Modell nachgebaut – made in Taiwan. Der Absatz in Norddeutschland war enorm. Allerdings ahnte die deutsche Einfuhrkontrolle nicht, daß jedes zehnte dieser an Petrescu gelieferten Schiffsmodelle den Bauch voll Heroin hatte. Und in den schönen thailändischen Buddhas und den Tempeltänzerinnen aus massiver Bronze, mit Halbedelsteinen besetzt, steckte eine Metallröhre, die mit Heroin gefüllt war. Gelegentliche Kontrollen erbrachten nichts; den deutschen Beamten tat es leid, ein so schönes Schiffsmodell zu zerstören, und die Bronzefiguren waren so schwer, daß man sie lieber in den Kisten mit Holzwolle liegen ließ und nur ganz selten einmal eine mit dem tragbaren Röntgengerät untersuchte. Da die obenliegenden Figuren immer einwandfrei waren, blieben diese Stichproben ergebnislos. War sie erst einmal aus dem Freihafen herausgeholt und in Containern nach Frankfurt gebracht, kümmerte sich niemand mehr um diese Ware aus dem Fernen Osten.

Gegen Mittag, kurz vor dem Besuch der drei kurdischen Unterhändler, hatte Petrescu bei Bettina angerufen. Sie hatte sich nicht gemeldet. Bei Bieringer war Bettina erreichbar.

»Nein«, sagte Petrescu zu der Sekretärin von Bieringer. »Rufen Sie Frau Ahrendsen nicht an den Apparat, ich will sie nicht stören. Und sagen Sie ihr auch nicht, daß ich angerufen habe. Es ist nicht so wichtig. Ich melde mich später noch einmal.«

Dann kamen die Kurden, und die Geschäfte nahmen ihren dramatischen Verlauf.



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